Die Häufigkeit allergischer Reaktionen hat in den letzten Jahrzehnten
kontinuierlich zugenommen. Die steigende "Chemisierung" unserer Umwelt; der
steigende Medikamentenkonsum, die Schädigung der Schleimhautbarrieren durch
Luftverschmutzung und veränderte Hygienebedingungen werden hierfür verantwortlich
gemacht.
Man unterscheidet grob vier große Gruppen von Allergietypen. Im klinischen Alltag
aber relevant sind besonders Typ I (Soforttyp-Allergie, z.B. Heuschnupfen,
Hausstaubmilbenallergie, Nesselsucht) und Typ IV (Spättyp-Allergie, z.B.
Ekzem-Typ).
Soforttyp-Allergien:
Heuschnupfen:
Der Heuschnupfen ist eine weitverbreitete Erkrankung, die bei mehr als zehn Prozent
der Gesamtbevölkerung auftritt. Die allergische Rhinitis (Heuschnupfen) tritt saisonal
auf. Da meist auch die Bindehäute der Konjunktiven (Schleimhäute der Augen) mitbetroffen
sind, wird sie als Rhinokonjunktivitis bezeichnet. Sie wird sehr häufig durch eine
allergische Reaktion auf Pollen verursacht. Hier gibt es drei große Gruppen: Bäume,
Kräuter und Gräser mit der jeweiligen Saison im Frühling, Sommer und Herbst. Abhängig
von der Wettersituation treten teilweise starke Pollenbelastungen der Luft auf.
Bei sonnigem und trockenem Wetter ist die Pollenzahl in der Regel hoch, niedrig ist
sie in kalten und regnerischen Abschnitten.
Informationen zur aktuellen Pollensituation finden Sie unter www.donnerwetter.de
oder www.allergie-info.de
Hausstaubmilbenallergie:
Im Gegensatz zu den Pollenallergien treten die Beschwerden bei Milbenallergie
ganzjährig auf. Sie ähneln ansonsten den Symptomen des Heuschnupfens sehr, treten
aber zumeist verstärkt während der Nacht oder am Morgen auf.
Hauptverursacher einer Hausstauballergie sind die Milben und deren Ausscheidungsprodukte.
Die Milben sind mit den Spinnen verwandt und kommen fast auf der ganzen Welt vor.
Sie halten sich bevorzugt im Bereich von Teppichen, Polstermöbeln, Gardinen,
Betten und Kuscheltieren auf. Sie ernähren sich von menschlichen und tierischen
Hautschuppen sowie anderen organischen Bestandteilen des Staubs. In einem Gramm
Staub aus einer Matratze konnten bis zu 15000 Milben nachgewiesen werden. Das
allergologisch relevante Allergen der Hausstaubmilbe sind ihre winzigen Kotballen.
Nesselsucht:
Nesselsucht heißt in der Fachsprache Urtikaria. Sie ist das beste Beispiel für
eine Allergie vom Soforttyp. Innerhalb von Minuten nach dem Kontakt mit einem
Allergen bilden sich juckende Quaddeln, so wie bei der Berührung von Brennnesseln.
Zu Beginn der Reaktion zeigen sich begrenzte, geschwollene und leicht erhabene
Rötungen, die schnell größer werden und jucken. Es können sich auch weißliche
Flecken bilden. Die Quaddeln können einzeln auftreten und die Größe von Linsen haben.
Meistens stehen sie aber beetartig zusammen. Sie können sich auch über den ganzen
Körper ausbreiten und zu großflächigen Gebilden zusammenfließen. Die Dauer der
Schwellungen ist unterschiedlich. Die Quaddeln können nach wenigen Minuten zurückgehen,
oder auch wochenlang bleiben. Bleiben Quaddeln länger als sechs Wochen, spricht man von
chronischer Nesselsucht.
In vielen Fällen handelt es sich um sogenannte immunologische Ursachen für eine
Nesselsucht. So können verschiedene Lebensmittel, wie Nüsse, Gewürze, Fisch oder
Schalentiere (Muscheln, Krabben etc.) zu allergischen Reaktionen sofort nach dem
Verzehr führen. Die allergischen Reaktionen bestehen häufig in einer Quaddel-
oder Ödembildung. Es kann aber auch zu Luftnot und in besonders schweren Fällen zum
anaphylaktischen Schock kommen. Die gleichen Effekte können auch Medikamente,
vor allem Penicillin und Aspirin, sowie die in Lebensmitteln enthaltenen
Konservierungs- und Farbstoffe, verursachen. Dabei können auch Asthma- und
heuschnupfenartige Anfälle auftreten.
Diagnostik und Therapie:
Viele akute Urtikaria klingen ohne medikamentöse Behandlung ab. Als erstes
sollte unbedingt versucht werden, den Auslöser zu ermitteln. Dann kann dieser
Stoff gemieden werden.
Prick-/Scratch-Test:
Zur Ermittlung des Auslösers wird der Prick-oder Scratch-Test durchgeführt. Dabei
werden verschiedene Stoffe auf die Haut aufgetragen, von denen bekannt ist,
daß sie zu allergischen Reaktionen führen können. Die Stoffe sind meistens in
einer Lösung enthalten. Die Haut unter dem Tropfen der Lösung wird angepickst/-geritzt,
damit das Allergen in die Haut gelangen kann. Bei einer allergischen Reaktion bildet
sich an der betreffenden Stelle innerhalb von wenigen Minuten eine rote Schwellung.
Besteht der Verdacht, daß man auf z. B. Käse allergisch reagiert, kann dieser
direkt auf die Haut aufgelegt werden. Häufig erweisen sich auch Nahrungsmittelfarb-
und Konservierungsstoffe als Auslöser. Deshalb ist es im Alltag oft recht schwierig,
die auslösenden Stoffe zu meiden. Das ist besonders dann der Fall, wenn der Auslöser
als Bestandteil von Nahrungsmitteln nicht auf den Verpackungen aufgeführt ist.
Medikamentöse Therapie:
Fast alle Quaddeln und Ödeme, die im Rahmen einer allergischen Reaktion entstehen,
sind auf die Ausschüttung von Histamin zurückzuführen. Medikamente, die die Freisetzung
von Histamin unterdrücken, wirken gegen Nesselsucht. Diese Medikamente werden
Antihistaminika genannt. Sie dürfen keinesfalls vor einem solchen Test eingenommen
werden.
Spezifische Immuntherapie:
Sind symptomatische Maßnahmen bei der Behandlung von allergischen
Soforttypreaktionen (Heuschnupfen, Insektengiftallergien,
Hausstaubmilbenallergie) nicht ausreichend, ist es notwendig, eine
spezifische Immuntherapie (sog. Hyposensibilisierungstherapie)
durchzuführen. Dies geschieht durch Injektionen an den Oberarmaußenseiten.
In einer Einleitungsphase wird die Dosis der Allergene langsam gesteigert
und nach Erreichen der Erhaltungsdosis in etwas längeren Abständen weiter
verabreicht. Die Gesamtdauer einer Hyposensibilisierungsbehandlung beträgt
zwischen 3 und 5 Jahren. Oft kann durch die Behandlung eine deutliche
Besserung der Beschwerden erzielt werden, nur einige Patienten werden durch
eine Hyposensibilisierung nicht vollkommen beschwerdefrei.
Spättyp-Allergien:
Eine weitere häufige Variante einer allergischen Manifestation an der Haut
ist das sogenannte Kontaktekzem. Dieses wird hervorgerufen durch den Kontakt
der Haut mit den Allergenen. Vor Auftreten der Hauterscheinungen muß jedoch eine
Sensibilisierungsphase stattgefunden haben. Dies bedeutet, daß nicht ein einmaliger
Kontakt zu einer Substanz bereits eine Allergie hervorrufen kann, es muß zumindest
ein weiterer Kontakt vorausgegangen sein.
Sehr häufig kommt das Kontaktekzem im Bereich der Hände vor. Bei einer ausgeprägten
Sensibilisierung kann es auch zu einer sogenannten Streuung des Kontaktekzemes kommen.
Hierbei kann am gesamten restlichen Körper eine Ekzemreaktion auftreten, ohne daß an
diesen Stellen ein direkter Kontakt zum Allergen stattgefunden hat.
Die Fähigkeit ein Kontaktekzem auszubilden ist bei Patienten mit einer atopischen
Diathese (Neigung zu Neurodermitis, Heuschnupfen, allergischem Asthma) und bei
Patienten mit einer chronisch iritierten Haut erhöht. Da bei diesen Krankheitsbildern
eine gestörte Barrierefunktion des Hautorgans vorliegt, können die Allergene leichter
eindringen und eine Sensibilisierung hervorrufen.
Diagnostik und Therapie:
Die genaue Erörterung der Krankengeschichte (Anamnese) ist zur Aufklärung der
Ursachen einer Kontaktallergie von entscheidender Bedeutung. Sind bereits in der
Vergangenheit Hautallergien festgestellt worden? Oder kam es bereits in der
Vergangenheit zu ähnlichen Hautveränderungen? Mit welchen Substanzen bestand vor
Auftreten des Ekzems Kontakt?
Epicutan-Test:
Nach einer gründlichen Anamnese folgen dann - in abgeheiltem Hautzustand - die
allergologischen Testungen (sog. Epicutantestungen). Hierbei werden standardisierte
Substanzreihen mittels eines Pflasters auf den Rücken aufgeklebt und nach 24, 48 und 72
Stunden abgelesen. Gegebenenfalls verwendete eigene Substanzen werden hierbei
mitgetestet (z.B. Pflegecremes, Kosmetika, Deo`s etc.). Bei einer positiven Reaktion
kommt es innerhalb dieses Testzeitraums zu einer ekzematösen, juckenden und geröteten
Hautveränderung im Bereich des Testfeldes. Nach Beendigung werden alle festgestellten
Sensibilisierungen in einem Allergieausweis vermerkt und die entsprechenden Substanzen
müssen lebenslang gemieden werden. Der Ausweis enthält außerdem Informationen, in
welchen Produktgruppen die betreffenden Allergene vorkommen können. Dieser
Allergiepass ist stets mit sich zu führen und es ist zu kontrollieren, ob neu
erworbene Substanzen oder Gegenstände gegebenenfalls die entsprechenden Allergene
enthalten und damit zu meiden sind.
Therapie:
Die effektivste Therapie zur Behandlung einer Allergie ist Meiden des auslösenden
Allergens. In den meisten Fällen ist dies bei Allergien diesen Typs gut möglich.
Bei der Akutbehandlung von Kontaktekzemen ist es meist notwendig steroidhaltige
Salben und Cremes anzuwenden. Dies jedoch nur kurzfristig, da bei Meiden des
Allergenes von einer raschen Abheilung auszugehen ist.
Desweiteren sind prädisponierende Faktoren für die Kontaktekzemstörung zu beseitigen.
Dies bedeutet eine konsequente Hautpflege mit rückfettenden Salben und Cremes sowie
die Verwendung von Hautschutzprodukten und gegebenenfalls das Tragen von speziellen
Handschuhen.
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